KREUZKAPELLE


Foto: P. Piotr

Text der Infotafel

Heilig-Kreuz-Kapelle (Gnadenkapelle)

„Zur vermehrten Einpflanzung christlich-katholischer Andacht der Untertanen … .”

Keimzelle des Kloster-Ensembles „auf dem Han“ ist die weithin sichtbare Heilig-Kreuz-Kapelle: ein flach gedeckter, außen verputzter Saalbau mit dreiseitigem Abschluss und Dreiecksgiebel mit dem Wappen der Freiherren Carl Caspar und Damian Adolph von der Leyen über dem Portal. Das Schieferdach ist mit einem achteckigen Dachreiter mit Schweifhaube bekrönt. Die Freiherren von der Leyen ließen 1682/83 von „Meister Thomas Gampfer“ an die Stelle einer kleineren, 1669 errichteten Kapelle eine neue erbauen. Ihr wurde sogleich eine Kreuzreliquie gestiftet, womit Wallfahrten begannen. Die ursprüngliche Ausstattung, u.a. Werke von Johann Martersteck, ging in den Revolutionsunruhen verloren, als der Bau „des heiligen Creuzes Capell“ zum Wachlokal und Pulvermagazin umgenutzt wurde.

Mit der Wiederentdeckung der 1829 überführten, aber rasch vergessenen Pieta „Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen“ (ursprünglich Kloster Gräfinthal) im Jahr 1913 wurde die Wallfahrt neu belebt.

Wahrscheinlich zeitgleich mit dem Bau der Kapelle im 17. Jh. wurde auch eine Kreuzigungsgruppe geschaffen: „ein großes Cruzifix mit den Schecheren, die sieben Fußfälle und Sieben Schmerzen der Mutter Gottes, auch ein heyliges grabh von gehawne Steinen aufgerichtet“. Das Kruzifix mit den Assistenzfiguren wurde 1804 vom Bildhauer Matthias Weyser neu geschaffen.

Als Bauzeit für die klassizistische, nach Osten (zur Kapelle) hin offene Stationenhalle (Kreuzweghalle) mit ihren sieben Säulen wird gemeinhin „Mitte des 19. Jahrhunderts“ angegeben.

© Bernhardt Becker

Kreuzkapellenstiftung

Am 10. Juli 2005 erfolgte die offizielle Übergabe der Wallfahrt von den Kapuzinern an die Franziskaner-Minoriten. Unsere Hauptaufgabe ist der pastorale Dienst vor Ort und in der Umgebung vor allem aber die Betreuung der Pilger. Wir sind demnach als Brüder und Seelsorger da. Die Trägerschaft des ganzen Wallfahrtskomplexes wird  von der Kreuzkapellenstiftung übernommen.

Erbauung der Kreuzkapelle

Als die Erbauer der Kreuzkapelle in Blieskastel werden die Brüder Carl Caspar und Damian Adolph, beide Freiherren von der Leyen, genannt. Baumeister der Kapelle war Johann Simon Rosinus, der im Jahre 1699 Amtmann des Landes und der Freiherrschaft Blieskastel war.

Das genaue Datum der Erbauung der Kapelle ist nicht bekannt. Sicher ist, dass sie in der Zeit zwischen 1675 und 1685 anzusetzen ist.

Da die Brüder Carl Caspar und Damian Adolph erst seit 1675 Herren von Blieskastel wurden, kann der Bau der Kapelle frühestens zu diesem Zeitpunkt begonnen haben. Vermutlich fanden die Bauarbeiten in den Jahren 1682/1683 statt. Urkundlich wird die Kapelle erstmals in einem Stiftungsbuch aus dem Jahre 1685 erwähnt. Sie erfreute sich schon damals regen Zustroms.

Die Kapelle ist auf einer sehr gut gelegenen Anhöhe unweit des Stadtkerns und des Schlosses erbaut worden. Dieser Platz war gut ausgewählt.

Die Kapelle sollte der Förderung der Religiosität, ganz besonders der intensiven Verehrung des hl. Kreuzes, dienen. Zu diesem Zwecke musste ein Platz gefunden werden, der den späteren Anforderungen gerecht werden konnte und ideal zum Beten sein würde. Das Volk wurde schon von jeher vom Haine auf dem Berg angezogen, der bereits in heidnischer Zeit eine Gebets- und Opferstätte war.

Der zweite Grund für diesen Bauplatz ist wohl die Ruhe und Stille, die an diesem Ort herrschen. Ruhe und Einsamkeit sind notwendige Bedingungen für ein inständiges Gebet. Zudem liegt die Kapelle auf einer Anhöhe, die an den Kalvarienberg erinnert.

Zur Zeit der Französischen Revolution wurde die Kreuzkapelle entweiht und eine Zeit lang geschlossen. Anschließend wurde sie mit einem Notaltar ausgestattet und wieder für den gottesdienstlichen Gebrauch hergerichtet.

Der Schmuck im Innenraum der Kapelle

„Die Ausschmückung der Decke dürfte kurz nach Erbauung der Kapelle erfolgt sein; damals, nach den Siegen der christlichen Heere über den Halbmond, war die Verehrung des hl. Kreuzes besonders ausgeprägt.“


Foto: Archiv

Das Deckengemälde besteht aus sechs Einzelbildern. Auf blauem Untergrund, als Symbol des Himmels, sind einige Wolken gemalt. Aus einer großen, in der Mitte befindlichen Wolke ragt der Oberkörper des Gottvaters hervor. Es ist eine typische Darstellung: ein alter Mann, Falten auf der Stirn, mit grauen Haaren und einem dicken, langen, grauen Bart. Er trägt ein weißes Gewand und über den Schultern einen goldenen Schal. Mit ausgebreiteten Händen schaut er auf den Altar herab, auf welchem das Messopfer gefeiert wird. Hinter seinem Kopf ist ein goldenes Dreieck zu sehen.Auf den IHN umgebenden Wolken sitzen Engel, die auf den Altar blicken und gleichzeitig auf diesen zeigen.

In der Mitte der Decke befindet sich, auf einer größeren Wolke stehend, das siegreiche Kreuz Christi. Es wird von zwei Engeln auf rotbraunem Untergrund gehalten.Eingerahmt wird dieses Kreuzbild von vier Darstellungen, die reichlich mit Blumen und Schnörkeln ausgeschmückt sind.

Auf allen vier Bildern sind dickbackige Engel gemalt, welche die Werkzeuge der Peiniger Christi in ihren Händen halten: die Dornenkrone, die Geisel, ein Rohr, die Nägel für die Kreuzigung, der dem Gekreuzigten dargereichte Becher mit Essig, sowie die Lanze.

Der hellrosa Untergrund ist bei allen vier Bildern gleich.


Foto: P. Piotr

Außer der Decke ist von der ehemaligen Ausstattung der Kapelle nichts mehr vorhanden.

Französische Revolution

Die Wallfahrt fand durch die Französische Revolution ihr Ende. Die Kapelle wurde geplündert, die Inneneinrichtung – so auch die Kanzel von J. Madersteck – vernichtet und der Raum als Pulvermagazin verwendet.

An den Portalsäulen sind noch Inschriften von französischen Soldaten aus diesen Jahren zu erkennen. Auch die Kreuzigungsgruppe wurde beschädigt.

Kreuzkapellenseelsorger

„Zur Wahrnehmung des Gottesdienstes in der Kreuzkapelle war ein eigener Geistlicher bestellt, der als Kapellanus oder Kapellenherr zugleich Hausgeistlicher des jeweiligen Regenten war.“

Der erste Kapellenherr der Heilig-Kreuz-Kapelle in Blieskastel war der Stiefbruder des Amtmannes und Baumeisters der Kapelle Rosinus, Johann Gottfried Rosinus.

1698 ging er als Pfarrer nach St. Ingbert. Sein Nachfolger wurde Kaplan Georgi. Genaueres ist über ihn nicht bekannt. 1702 tritt Christian de Mallempré das Amt des Kapellanus an. Zwei Jahre später, 1704, verstarb er im Alter von etwa 40 Jahren.

Seine Nachfolge trat Johann Wilhelm Schmitz an. Von ihm ist bekannt, dass er zur Ausstattung der Kapelle, zur Instandsetzung der Gärten und anderen Notwendigkeiten viel Geld verbraucht hat. Er wurde als canonicus nach Oberwesel abberufen. Genaue Daten kennt man nicht.

Im Jahre 1727 wurde der bisherige Vikar Nicolaus Schreiber ins Amt berufen. Wie lange dieser das Amt des Kapellenherrn innehatte, ist nicht bekannt. Vermutet betreute er die Kapelle bis 1756.

Ob und von wem die Kapelle in der Zeit zwischen 1756 und 1775 betreut wurde, ist nirgendwo zu ersehen. Mit Sicherheit kann man nur sagen, dass 1775 die Betreuung der Kapelle den Franziskanern übertragen wurde. Diese verrichteten die Tätigkeit bis zum Jahre 1793, in welchem sie Blieskastel fluchtartig verlassen mussten.

In späteren Jahren für die Seelsorge an der Wallfahrtskapelle waren die Pfarrseelsorger von St. Sebastian Blieskastel zuständig.

Die Wallfahrtskapelle, die das kostbare Gnadenbild birgt, zog immer mehr Marienverehrer an. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Pilgerzahl von Jahr zu Jahr zu. Bald konnten die vorhandenen Priester in der Pfarrei Blieskastel die Wallfahrtsseelsorge nicht mehr bewältigen. Aus diesem Grunde berief Bischof Ludwig Sebastian am 25. Mai 1924 Kapuziner der Bayerischen Ordensprovinz nach Blieskastel.

Am 22. September 1924 wurde der erste Spatenstich für den Bau des Klosters gemacht. Nachdem am 5. Juli 1925  der Klosterbau bei der Kreuzkapelle fertiggestellt und eingeweiht war, bezogen die Kapuziner das Gebäude. Sie führten die Wallfahrtsseelsorge, halfen in den Pfarreien mit und wirkten in der Schwesternseelsorge mit.

Die heutige Wallfahrtsseelsorge wird durch Franziskaner-Minoriten wahrgenommen.  Sie beinhaltet Eucharistiefeier, Predigten, Spendung der Sakramenten, Dasein für die Gläubigen, um ihnen in ihren Sorgen und Anliegen zu helfen, Mithilfe in den Pfarreien; drei Pater sind zurzeit von der Diözese als Seelsorger (Pfarrer und Kapläne) in den umliegenden Pfarreien eingesetzt.