Ganz im Zeichen des 100jährigen Jubiläums der Grundsteinlegung des Klosters Blieskastel stand in diesem Jahr die Wallfahrtswoche, die traditionell vom 8. bis 15. September stattfindet. Früher wurde sie als Marienfestwoche bezeichnet, liegen in dieser Zeit zahlreiche Marienfesttage, wie Mariä Geburt am 8. September, Mariä Namen am 12. September, Fatimatag am 13. September und der Gedenktag der sieben Schmerzen Mariens am 15. September, der zugleich das Patrozinium der Wallfahrtskirche ist. Komplettiert wird der Festtagsreigen mit dem Fest der Kreuzerhöhung, dem Patrozinium der Gnadenkapelle am 14. September.
„Jeder einzelne Festtag ist für uns Anlass zum Feiern“, erklärte Pater Dr. Mateusz Micek, Guardian des Klosters Blieskastel. „In keine andere Jahreszeit fallen so viele Marienfesttage auf einmal wie in diese Festwoche“, erklärte der studierte Theologe, der in der Fachrichtung Mariologie promovierte und die Muttergottes zutiefst verehrt. Deshalb sei es ihm auch ein Herzensanliegen, die Marienverehrung ins 21. Jahrhundert zu tragen. „Wenn nicht wir, wer sonst?“, fragte er mich.
Dabei kann das Kloster auf eine Marienverehrung zurückblicken, die wesentlich älter ist als das Kloster selbst. Die Analen beschreiben, dass Anfang des 20. Jahrhunderts die Marienverehrung und die damit verbundenen Wallfahrten so stark zunahmen, dass der Ortsseelsorger allein die Wallfahrtsseelsorge nicht mehr stemmen konnte. Daher berief Bischof Ludwig Sebastian am 25. Mai 1924 zur seelsorglichen Betreuung der zahlreichen Wallfahrer, welche die Pfeilenmadonna „Unsere Lieben Frau mit den Pfeilen“ in der Heilig-Kreuz-Kapelle auf den „Han“ aufsuchten, Kapuziner der Bayerischen Ordensprovinz nach Blieskastel.
„Von Anfang an waren alle Marienfesttage auch Wallfahrtstage“, beschrieb Pater Mateusz den geschichtlichen Hintergrund. „Und das ist bis heute so gelblieben. Besonders die Wallfahrtswoche ist uns lieb und teuer. Wir, die Franziskaner Minoriten, stehen ganz in dieser Tradition, die wir nur allzu gerne von unseren Vorgängern, den Kapuziner-Brüdern, übernommen haben“, so berichtete Pater Mateusz weiter.
In jedem Jahr werde als Dank an die Gottesmutter eine in ehrenamtlicher Arbeit handverzierte Wallfahrtskerze in Auftrag gegeben. Die diesjährige Kerze zweigt neben einer – einem Ölgemälde von 1931 nachgebildeten – Panoramaaufnahme des Klosters auch das Emblem der beiden gekreuzten und stigmatisierten Arme, einer mit Habit für Franziskus und ein nackter Arm von Jesus. Dieses Emblem steht sowohl für die Kapuziner als auch für die Franziskaner Minoriten und ist so ein Bindeglied der beiden Orden, die je auf ihre Weise auf den Heiligen Franziskus gründen.
Die Jahreszahlen der beiden Ordensgemeinschaften sind darauf ebenso zu sehen, wie der Franziskusgruß „Pax et Bonum“. „Vor allem musste auch an Maria mit einem großen Motiv auf der diesjährigen Wallfahrtskerze erinnert werden“, erläuterte Pater Mateusz weiter. Daher nimmt das ineinandergeschlungene A und M für „Ave-Maria“ im oberen Teil der Kerze einen besonderen Platz ein.
Den Eröffnungsgottesdienst hielt der aus Blickweiler stammende Pfarrer Peter Heinke, der zahlreiche Pilgerinnen und Pilger aus seiner Pfarrei Waldfischbach-Burgalben mitbrachte. Er zeigte sich erfreut, dass er seiner Gemeinde den Gnadenort vorstellen durfte, der seine Jugendzeit prägte und an dem er lange Jahre als Messdiener fungieren durfte.
Jeder Wallfahrtsgottesdienst wurde von einem anderen Priester zelebriert. Der Gottesdienst am zweiten Wallfahrtstag, der von Pater Mateusz zelebriert wurde, stand unter dem Motto „Maria, Mutter der Barmherzigkeit. Pater Kamil predigte am dritten Wallfahrtstag zum Thema „Maria, die neue Frau“. Am 4. Wallfahrtstag hielt Pater Mateusz den Gottesdienst und die Predigt zum Thema „Maria, Hilfe der Christen. Den Festgottesdienst am 12. September, dem Fest Mariä Namen, zelebrierte Pater Tomasz.
Ein besonderer geistiger Höhepunkt ist in jedem Jahr der Fatimatag am 13. September, der traditionell als „Wallfahrtstag der Kranken“ begangen wird und bei dem den Gläubigen das Sakrament der Krankensalbung gespendet wird. Es ist in jedem Jahr aufs Neue ergreifend, wie-viele Kranke um Kraft und Stärkung bitten und das Sakrament mit großer Dankbarkeit empfangen.
Am 14. September, dem Fest der Kreuzerhöhung und Patrozinium der Gnadenkapelle, pilgerten Gläubige aus der Pfarrei „Heiliger Franz von Assisi Blieskastel“ zur Gnadenstätte. Dem Festgottesdienst stand der Pfarrer der Pfarrei, Pater Hieronim Jopek, vor, der auch die Festpredigt hielt und die Teilhabe Mariens am Kreuzestod Jesu hervorhob. Musikalisch umrahmt wurde er vom Chor der Schlosskirche. Nach der anschließenden Lichterprozession wurden die Gläubigen eingeladen, die Heilig-Kreuz-Reliquie durch persönliche Gesten zu verehren.
Ein besonderes Erlebnis stellt in jedem Jahr das Pontifikalamt mit Bischof Karl-Heinz Wiesemann oder Weihbischof Otto Georgens dar. In diesem Jahr war Weihbischof Otto am Abschlusstag, dem Fest der sieben Schmerzen Mariens, gleichzeitig Patrozinium der Wallfahrtskirche, gekommen, um mit den Gläubigen Eucharistie zu feiern. Bezugnehmend auf das Evangelium von der Hochzeit zu Kanaan rief er in seiner erbauenden Predigt die Gläubigen dazu auf, sich gerade in schweren Zeiten oder ausweglosen Situation an Maria zu wenden und ihre Hilfe zu erbitten. Hoch erfreut und begeistert zeigten sich die Gläubigen von der musikalischen Umrahmung durch den Chor „For ever young“ unter der Leitung von Christoph Nicklaus.
Liefen nach der Corona-Pandemie die Wallfahrtswochen etwas schleppend an, erfreuten sich die Gottesdienste in diesem Jahr durchweg eines sehr guten Besuchs. Auch das Wetter spielte mit, sodass im Anschluss an alle Gottesdienste die Lichterprozessionen stattfinden konnten. Singend und betend liefen die Gläubigen in einer Prozession, ihre Kerzen in den Händen haltend, durch den Klosterpark, sodass das „Salve Regina“ bis in die Altstadt von Blieskastel hallte. Das Wallfahrtsgebet und das Wallfahrtslied wurden vom Organisten Michael Walle vorgetragen. Die Anrufungen, sei es in Form von Gebeten oder Liedern wurden von den Gläubigen und dem Vorbeter im Wechsel rezitiert.
„Die Wallfahrtswoche 2024 – eine Wallfahrtswoche, die hoffen lässt“, sagte Pater Mateusz, „hoffen, dass die Marienverehrung nicht aufhört, hoffen, dass der Glauben nicht versiegt, sondern auch in den kommenden Generationen weiterlebt, hoffen, dass auch noch beim 200jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung Gläubige kommen, um in der Wallfahrtswoche Maria die Ehre zu geben und Gott zu loben und zu danken.
Text: Andrea Weinmann, Gersheim
Fotos: Kathrin Pfund